Das Fürstenbergarchiv ist einer der frühesten selbständigen Archivbauten in Deutschland.
Es wurde bereits 1756-1763 errichtet, zu einer Zeit, als es noch gang und gäbe war, Archive in zweckfremden Bauten und Räumen zu lagern. Und es hat sich bis heute fast unverändert in seiner ursprünglichen Form erhalten. Dadurch steht es wohl einzigartig dar.
Das Gebäude entstand neben dem Kanzleigebäude, dem Sitz der fürstlichen Zentralverwaltung. Mit diesem zusammen bildete es das Herz eines ganzen Ensembles aus Verwaltungs-, Wirtschafts- und Wohngebäuden, die Fürst Josef Wilhelm Ernst zwischen 1722 und 1762 an seinem neuen Residenzort Donaueschingen errichten ließ. In der Bauform und Größe lehnte es sich mit 27,50 x 16,25 Metern Grundfläche und sechs ober- und unterirdischen Stockwerken bewusst an das Kanzleigebäude an. Allerdings war es aufgrund des hohen Bauaufwands wesentlich teurer als die Kanzlei und alle sonstigen fürstlichen Gebäude der Zeit. In sieben langen Jahren Bauzeit wurden ca. 80.000 Gulden verbaut. Schon dies dokumentiert schlagend den hohen Rang, den Fürst Josef Wilhelm Ernst dem Archiv beimaß. Es liege ihm, so ließ er mehrfach verlauten, über allem am Herzen.
Und dennoch war die Entscheidung für ein selbständiges Archivgebäudes keineswegs zwangsläufig, sondern eher ein Zufallsergebnis der fürstenbergischen Familiengeschichte.
Fürst Josef Wilhelm Ernst beerbte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in relativ schneller Folge all seine Vettern und deren z.T. sehr umfängliche Archive. Die räumlichen Lösungen, die er für das Hauptarchiv in Donaueschingen vorsah, wurden dadurch immer wieder von der Realität überholt. In vierzig Jahren musste das Archiv dreimal umziehen, wobei sich jedes Mal die Ansprüche an die Unterbringung hochschraubten. 1756 wurden schließlich Nägel mit Köpfen gemacht. Verschiedene Lösungen und Pläne wurden dabei von den Architekten vorgelegt und wieder verworfen. Sie waren alle in hohem Maße innovativ und experimentell. Ein Plan sah z.B. eine Dachterrasse mit Balustrade vor, die wohl als Lustgarten der Archivare dienen sollte. Bei einem anderen bildeten die gewölbten Decken der oberen Magazinräume das Dach. Den Architekten ging es darum, den besonders brandgefährdeten hölzernen Dachstuhl zu vermeiden.
Zum Zuge kam schließlich ein Plan des fürstlichen Baumeisters Franz Joseph Salzmann. Nach Außen präsentiert sich sein Gebäude relativ nüchtern und abweisend. Sockel, Lisenen und Gebäudeecken aus Quaderstein, eine großzügiges Freitreppe und das Portal mit dem schönen Wappengitter sind der einzige Schmuck. Die Fenster sind durch Fenstergitter und eiserne Läden sicher verschlossen.
Auch im Inneren ist alles konsequent auf den Schutz der Archivalien vor Brand, Plünderung und Feuchtigkeit ausgerichtet. Als Baumaterial wurde deshalb nur Stein und Eisen verwand. Die Wände sind mehr als einen Meter dick, die Decken kreuzgratgewölbt, die eisernen Türen fast zwei Zentner schwer. Ein zweistöckiger Keller wirkt sich günstig auf das Klima aus, ermöglichte aber auch die Einlagerung von Bierfässern aus gegenüberliegenden Brauerei. Die wertvollsten Archivalien wurden in den beiden Gewölben des Erdgeschosses in speziellen Fluchtkisten untergebracht so dass sie bei Kriegsgefahr schnell und reibungslos in Sicherheit gebracht werden konnten. Ein Saal auf der Beletage im ersten Obergeschoss diente den Archivaren und Registratoren als großzügiges Arbeitszimmer. Im zweiten Obergeschoss wurde das barocke Bibliotheksgestühl aus dem fürstenbergischen Schloss Meßkirch eingebaut. Es war vor allem für die juristische Arbeitsbibliothek der Zentralverwaltung bestimmt.
Im Grunde ist dieses Gebäude, auf das man zu seiner Zeit so viel Sachverstand und finanzielle Mittel verwandte, bis heute bautechnisch nicht überholt.